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21.06.2023

Projekt „Flusskrebs-Monitoring Untere Bille“

FlusskrebsDas neu gestartete Projekt „Flusskrebs-Monitoring Untere Bille“ läuft seit Mitte Mai dieses Jahres. Es werden darin parallel zur Arbeit im Bille-Aal-Projekt im gleichen Untersuchungsgebiet Krebsreusen ausgelegt, geleert und die Fänge dokumentiert. Der Grund: die zunehmende Ausbreitung gebietsfremder und teils invasiver Flusskrebsarten in Deutschland.

Aufgrund der zunehmenden Globalisierung, dem voranschreitenden Klimawandel sowie dem verstärkten Ausbau des Kanalnetzes gelangen immer mehr Arten, deren Heimat in anderen Regionen der Welt liegt, nach Deutschland und auch nach Hamburg, ob nun auf natürlichem Wege oder durch den Menschen. In Europa kommen mittlerweile über 12.000 gebietsfremde Arten vor. Die meisten von ihnen haben vermutlich nur geringe ökologische Auswirkungen auf die heimischen Ökosysteme, bei einigen ist der Einfluss auf die Flora und Fauna allerdings unbekannt. Ein nicht zu vernachlässigender Teil dieser Arten kann die Ökosysteme, in die sie eingebracht wurden bzw. einwanderten, allerdings nachhaltig schädigen. Sie könnten Einfluss auf bestehende Nahrungsnetze und Konkurrenzverhältnisse haben sowie die heimischen Arten neuen Krankheitserregern aussetzen. Letzteres bringt unter anderem den Europäischen Flusskrebs, auch „Edelkrebs“ genannt, an den Rand des Aussterbens.
Bereits vor der Einführung gebietsfremder Flusskrebsarten befand sich der Bestand des Edelkrebses aufgrund zunehmendem naturfernen Gewässerbaus sowie stärkerer Schadstoffbelastung auf dem Rückgang. Durch die Einschleppung nicht-heimischer Arten, wie dem Roten Amerikanischen Sumpfkrebs, dem Kamberkrebs, dem Marmorkrebs oder dem Signalkrebs, traten nicht nur zusätzliche Nahrungskonkurrenten auf; die Invasiven führten außerdem zur Einschleppung der als „Krebspest“ bekannten Aphanomyces-Krankheit. Die invasiven Krebsarten dienen dabei lediglich als Wirte der Krankheit, sterben im Gegensatz zum Europäischen Flusskrebs aber nur selten daran. Die daraus resultierende Konkurrenzüberlegenheit der neuen Arten führte zu einer drastischen Verschärfung der Gefährdung und schlussendlich zu einer weitestgehenden Verdrängung des Edelkrebses.

Um zu bewerten, in welchem Ausmaß die invasiven Flusskrebsarten sich in Hamburg ausgebreitet und den Edelkrebs verdrängt haben, hat der Anglerverband Hamburg e.V. das Projekt „Flusskrebs-Monitoring Untere Bille“ entwickelt. Im Zuge dessen sollen Nachweise für verschiedene invasive Flusskrebsarten in der Unteren Bille erbracht und deren Häufigkeitsverteilung aufgestellt werden. Es soll unter anderem geprüft werden, ob der in Schleswig-Holstein bereits vorkommende Signalkrebs sich bereits in die Untere Bille ausgebreitet hat. Da der Europäische Flusskrebs in Hamburg als „ausgestorben“ gilt, sind Fänge zwar nicht zu erwarten, aber nicht auszuschließen. Sollte ein wissenschaftlicher Nachweis für das Vorkommen von Edelkrebsen in der Unteren Bille gelingen, wäre das nicht weniger als eine Sensation.


Alle gefangenen Krebse werden vermessen sowie das Geschlecht und die Härte bestimmt. Auf diesem Bild sind außerdem die für Kamberkrebse charakteristischen rostfarbenen Streifen auf den Schwanzsegmenten erkennbar. Eitragendes Kamberkrebsweibchen. Ende Mai trugen 8 von 10 der gefangenen Weibchen Eier unter ihrem Schwanz. Die Larven schlüpfen unter dem Schwanz der Weibchen aus den Eiern und verbleiben noch einige Zeit in diesem Schutz. Nach circa einem Jahr sind die Jungkrebse bereits geschlechtsreif.

BILD 1: Die Krebskörbe der Bauart „PIRAT“ dienen als Fanggerät für das Monitoring.
BILD 2: Alle gefangenen Krebse werden vermessen sowie das Geschlecht und die Härte bestimmt. Auf diesem Bild sind außerdem die für Kamberkrebse charakteristischen rostfarbenen Streifen auf den Schwanzsegmenten erkennbar.
BILD 3: Eitragendes Kamberkrebsweibchen. Ende Mai trugen 8 von 10 der gefangenen Weibchen Eier unter ihrem Schwanz.
BILD 4: Die Larven schlüpfen unter dem Schwanz der Weibchen aus den Eiern und verbleiben noch einige Zeit in diesem Schutz. Nach circa einem Jahr sind die Jungkrebse bereits geschlechtsreif.


Nach nunmehr etwa einem Monat Projektlaufzeit lässt sich feststellen, dass die Situation in der Unteren Bille noch nicht so drastisch zu sein scheint, wie man aus anderen Gebieten hört. Die Fangzahlen nehmen zwar mit steigenden Wassertemperaturen zu, allerdings sind sie (noch) recht gering. Bisher wurden, abgesehen von den ebenfalls invasiven Wollhandkrabben, auch Kamberkrebse mit den Aal- und Krebsreusen gefangen. Was allerdings bedenklich ist, ist die zwischenzeitlich recht hohe Rate eitragender Weibchen (siehe Bild). Ende Mai z.B. trugen 8 von 10 Weibchen Eier unter ihrem Schwanz.

 

Das Projekt ist vorerst auf das Gebiet der Unteren Bille und das Jahr 2023 begrenzt. Am Ende des Jahres ziehen wir ein Fazit, welches wir auch mit euch teilen, und in Abhängigkeit von den Ergebnissen erweitern wir das Projekt ab dem nächsten Jahr auf weitere Gebiete.

 

Euer Team vom Anglerverband Hamburg e.V.

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