Studie zur "Ermittlung der Fischbestände in den freien Gewässern Hamburgs"
Jahresbericht 2022
Die Studie
Mit der Studie zur „Ermittlung der Fischbestände in den freien Gewässern der Freien und Hansestadt Hamburg“ soll die aktuelle Bestandssituation der fischereilich relevanten Fischarten in den freien Gewässern Hamburgs erfasst werden. Die freien Gewässer sind für Hamburger Angler*innen sowie für auswertige Angelgäste von besonderem Interesse. Zu den freien Gewässern gehören u.a. große Wasserflächen wie die Alster, die Untere Bille oder der Hamburger Hafen, die nach der jährlichen Zahlung der Fischereiabgabe (10 €) frei beangelt werden können. Das Führen eines Fangbuches ist an den freien Gewässern nicht verpflichtend, wodurch die Erhebung des Fischbestands dieser Gewässer erheblich erschwert ist. Durch ca. 120.000 Angelnde pro Jahr besteht ein fischereilicher Druck an den freien Gewässern, weshalb Studien wie diese einen wichtigen Beitrag leisten, die Fischbestände dieser Gewässer zu ermitteln und ergebnisbasiert handeln zu können. Dafür wurde im Vorfeld der Studie eine möglichst repräsentative Gruppe Angelnder ausgewählt, die mit Hilfe eines App-Fangbuchs ihre Angeltage inkl. Angelmethode, Ort und Fängen eintragen. Die somit übermittelten Daten werden durch eine*n Fischereibiolog*in des Anglerverbands Hamburg e.V. ausgewertet. Auf Grundlage dieser Daten können Aussagen zum Zustand der Fischbestände getroffen werden und somit die Auswirkungen äußerer Einflüsse bewertet sowie Hege- und Pflegemaßnahmen datenbasiert durchgeführt werden. Schlüsselwert in der Datenauswertung ist der „catch per unit effort“ (CPUE), welcher die Zahl der gefangenen Fische dem dafür nötigen Aufwand, in diesem Fall die Angelstunden, entgegenstellt. Er gibt also an, wie viele Fische einer Art pro Angelstunde gefangen werden. Zum besseren Verständnis rechnen wir den CPUE aber um in die Anzahl der Stunden, die aufgewandt werden müssen, um einen Fisch einer bestimmten Art zu fangen. Nimmt diese Zeit z.B. über mehrere Jahre zu, lässt sich hieraus auf eine negative Bestandsentwicklung dieser Fischart schließen. An der Nachrekrutierung Testangelnder wurde auch im Projektjahr 2022 gearbeitet. So wurden in diesem Jahr 12 Anzeigen in den Angelzeitschriften „Blinker“ und „ANGELWOCHE“ sowie vier weitere über die Social-Media-Kanäle des „Blinkers“ geschaltet. Trotz der Bemühungen zur Nachrekrutierung erhöhte sich die Anzahl Teilnehmender kaum (97 Teilnehmende 2021 auf 98 2022). Pro Teilnehmenden wurden im Schnitt 6,53 Angeltage eingetragen, an denen sie 12,15 Fische fingen. Der durchschnittliche Zufriedenheitsindex lag bei 3,55, entsprechend einer Bewertung von „gut“. Aufgrund der geringen Anzahl eingetragener Angeltage durch die Angelguides beziehen sich die Folgenden Auswertungen auf Fänge aller Studienteilnehmenden (Angelnde und Guides).
Ergebnisse 2022
Im Projektjahr 2022 wurden an 539 Fangtagen mit etwas mehr als 2900 Stunden insgesamt 1191 Fische 20 verschiedener Arten gefangen, entsprechend einem Gesamt-CPUE von 0,41 Fischen/Stunde (2,44 Stunden/Fisch). Am häufigsten wurden im Projektjahr 2022 Zander (615 Exemplare) gefangen. Im Durchschnitt war somit fast jeder zweite durch die Studienteilnehmenden gefangene Fisch ein Zander. Auf eine Angelzeit von knapp 1200 Angelstunden ergibt sich ein CPUE von 0,52 Zandern/Stunde, die Teilnehmenden benötigten im Schnitt also etwas weniger als zwei Stunden, um einen Zander zu fangen. Die Durchschnittsgröße der gefangenen Zander lag mit 44,20 cm knapp unter dem gültigen Mindestmaß von 45 cm, die Rücksetzquote fällt mit 81% dementsprechend hoch aus. Nach dem Zander war der Flussbarsch die zweithäufigste gefangene Fischart, mit 182 Fängen im Projektjahr 2022, gefolgt von der Brasse (86 Fänge), dem Rapfen (74 Fänge) und dem Hecht (60 Fänge). Der hohe Anteil Raubfischangelnder (zusammengenommen 73% aller an der Studie Teilnehmender) spiegelt sich folglich auch in den am häufigsten gefangenen Fischarten wider (mit Ausnahme der Brasse). Mit Ausnahme großer Einzelfische (ein kapitaler Döbel von 64 cm und ein Karpfen von 57 cm) wurden die höchsten Durchschnittslängen bei Hechten (59,18 cm) erreicht, gefolgt von Rapfen (46,31 cm) und Aalen (45,40 cm) erreicht. Erstmals wurden im Projektjahr 2022 Wolgazander (2 Exemplare) gefangen, diese invasive Fischart war in diesem Projektjahr auch erstmalig auswählbar. Auffällig sind außerdem die hohen Rücksetzquoten. Insgesamt wurden 950 der 1191 gefangenen Fische durch die Studienteilnehmenden wieder zurückgesetzt, entsprechend einer Gesamtrücksetzquote von 80%. Anzahl, CPUE [Fische/Stunde], Durchschnittsgröße [cm] sowie Anzahl und Anteil zurückgesetzter Fische pro Fischart des Projektjahrs 2022 sind für alle in diesem Jahr gefangenen Fischarten in 1 aufgeführt.
Abb. 1: Benötigter Zeitaufwand [Std.] zum Fang eines Exemplares der jeweiligen Fischart. Vergleich der Jahre 2020-2022
Tabelle 1: Anzahl, CPUE [Fische/Stunde], Durchschnittsgröße [cm] und Anzahl und Anteil zurückgesetzter Fische pro Fischart im Projektjahr 2022
Wie erwartet war auch in diesem Jahr der Gewässerabschnitt „Elbe Hafen“ der am häufigsten beangelte (~55%), am zweithäufigsten an der Alster (~29%). Die restlichen 16% verteilen sich auf die anderen beiden Elbeabschnitte (~5% BAB7 – Wedel, ~4% Geesthacht – Bunthausspitze) sowie die Untere Bille (~7%). Insgesamt am erfolgreichsten wurde ebenfalls im Hafenbereich der Elbe (752 Fische) sowie in der Alster (280 Fische) geangelt, bezieht man allerdings die dafür aufgewendete Zeit mit ein, so erscheint der Elbeabschnitt zwischen der BAB7 und Wedel als am erfolgversprechendsten. Hier wurde 2022 durch die Teilnehmenden im Schnitt etwa alle zwei Stunden ein Fisch gefangen, entsprechend einem CPUE von 0,49 Fischen/Stunde, die im Hafenbereich der Elbe Angelnden waren ähnlich erfolgreich pro Zeiteinheit (0,41 Fische/Stunde, 2,44 Stunden/Fisch). Am häufigsten wurde mit Spinnködern auf Raubfische geangelt (61%, 252 Angeltage). Diese Angelmethode war mit 71% der Gesamtfänge außerdem absolut betrachtet auch die erfolgreichste (871 gefangene Fische).
Abb. 2: Prozentuale Verteilung der insgesamt im Projektjahr 2022 durch die Teilnehmenden eingetragenen Angeltage auf die auswählbaren Gewässer und Gewässerabschnitte
Abb. 3: Prozentuale Verteilung der insgesamt im Projektjahr 2022 durch die Teilnehmenden eingetragenen Angeltage auf die auswählbaren Angelmethoden
Abb. 4: Prozentuale Verteilung der insgesamt im Projektjahr 2022 durch die Teilnehmenden eingetragenen Fänge auf die auswählbaren Angelmethoden