Projekt Wollhandkrabbenfalle
Kooperation des AV Hamburg mit dem AWI
Welcher Angler kennt sie nicht oder hat nicht bereits Erfahrungen mit ihr gemacht?
Bild: Eric Otten
Die chinesische Wollhandkrabbe ärgert nicht nur die Freizeitangler, indem sie Angelköder abfrisst, sie schädigt auch kommerzielle Fischer durch das Anfressen im Netz befindlicher Fische und verursacht so jährlich Schäden in Millionenhöhe. Selbstverständlich wirkt sich die Anwesenheit der invasiven Wollhandkrabbe auch negativ auf die Umwelt aus. So wurde sie von der IUCN als eine von 100 invasiven Arten gelistet, welche einen besonders schlechten Einfluss auf ihre Umwelt haben. Die Wollhandkrabben sorgen durch ihr verhaltenstypisches Graben am Gewässergrund dafür, dass sich Wasserpflanzen lösen und das Gewässer eintrübt, sodass die übrige Wasserflora weniger Sonnenlicht abbekommt. Außerdem kommt es im Zuge ihrer Massenwanderungen zur Fortpflanzungszeit zu regelrechten lokal und temporär begrenzten Massensterbeereignissen von Würmern, Muscheln oder Schnecken, da die allesfressenden Krabben keinen Halt vor Beuteorganismen machen.
Faszinierend ist hingegen ihre Entwicklungsbiologie. Die geschlechtsreifen Tiere wandern im Herbst bis Winter in die Meere ab, um dort je nach Gewicht des Weibchens bis zu 900.000 Eier zu legen. Die Weibchen sterben danach ab und aus den Eiern entwickeln sich dann die Krebslarven. Sie durchlaufen verschiedene Stadien zunächst im Meerwasser und verlieren mit der Zeit etappenweise ihre Salztoleranz. Getrieben von dieser physiologischen Anpassung, wandern die Larven die Flusssysteme hoch und siedeln sich anschließend in Brack- und Süßwasser an. Zu beobachten war die Jungtiermigration im Frühjahr 2024, welche durch verschiedene Medien ebenfalls abgebildet und verbreitet wurde. Wahrscheinlich handelte es sich dabei allerdings nicht um die geschlechtsreifen Tiere, die in die Meere abwanderten, sondern vielmehr um die jungen Krabben, die die entgegengesetzte Wanderung antraten und bei Geesthacht auf Hindernisse stießen, sodass sie den Landweg zur Erreichung ihres Ziels wählten.
Die Wollhandkrabbe kam aller Wahrscheinlichkeit nach im Ballastwasser von Handelsschiffen vor über 100 Jahren nach Europa. Im Jahre 1912 wurde sie bereits in der Aller und 1915 in der Elbe gesichtet. Um ihre Verbreitung und die damit verbundenen Schäden einzugrenzen wurden bereits einige Maßnahmen in vergangener Zeit ergriffen.
Das Alfred-Wegener-Institut arbeitet seit einigen Jahren im Rahmen eines EU-weiten Projektes an einer effektiven Falle, die die Wollhandkrabben massenweise fangen soll (https://www.interregnorthsea.eu/clancy/the-trap). Zu Monitoringzwecken wurde eine kleine „Light Version“ der sogenannten CLANCY-Falle konzipiert, die auch der Anglerverband Hamburg in Kooperation mit dem AWI in unserer Hansestadt erproben möchte.
Die Falle ist bereits gebaut und unsere Fischereibiologen suchen derzeit nach einem geeigneten Gewässer.
Wer schmale Gräben, Wettern oder Durchstiche von maximal 5 Metern Breite kennt und die zum einen nicht in einem Naturschutzgebiet liegen und zum anderen mit der Elbe verbunden sind, kann sich sehr gerne beim Verband melden.