Schließung von Wasserzugängen am Hohendeicher See
In Folge einer Untersuchung und Bewertung des Hohendeicher Sees der „KLS – Gewässer-schutz GmbH“ im Auftrag der „Behörde Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft – Amt für Wasser, Abwasser und Geologie – Wasserwirtschaft“ der Freien und Hansestadt Hamburg, wurden zahlreiche Wasserzugänge am Hohendeicher See mit Holzbarrieren verschlossen. Aufgrund der intensiven Nutzung als Freizeit- und Erholungsort wurde die Ufervegetationszone durch Vertritt sehr stark gestört und weist zahlreiche Lücken auf. Viele Badegäste und auch Angelnde verschaffen sich hier Zutritt zum Gewässer durch die Ufervegetation. Etliche solcher Zugänge sind erhalten geblieben, wurden teilweise ausgebaut und sollen Besuchende an diese Stellen lenken. Außerdem ist die Badestelle West vergrößert worden, in dem Schilfinseln, die sich innerhalb der Badestelle entwickelt haben, entfernt wurden. Zusätzlich wird in Absprache mit den Campingplatz-Besitzer*innen geprüft, ob Teile des naturfernen Uferverbaus am Ostufer in naturnahe Uferstrukturen umgewandelt werden können. Ziel dieser Maßnahmen sind vor allem der Schutz und Wiederaufbau der geschädigten Ufervegetation.
Durch die intensive Nutzung von bis zu 20 verschiedenen Nutzergruppen, vor allem aber durch Tagesgäste (z.B. Baden, Grillen, Picknicken) und Dauercampende, private Anlieger-Gärten und letztlich auch das Angeln, ergibt sich dem Bericht zufolge zusätzlich zur Schädigung der Uferstruktur ein weiteres, gravierendes Problem: der zunehmende Nährstoffeintrag in das Gewässer. Aktuell liegt der Nährstoffgehalt des Sees noch in einem normalen Bereich, befindet sich aber in einem Übergangsstadium zu einem nährstoffreichen See. Wird der Nährstoffgehalt zu hoch, kann dies zu Sauerstoffarmut, Algenbildung und schlussendlich zu Fischsterben führen. Dem Bericht zufolge sind bereits Zunahme der Nährstoffe und Blaualgenbiomasse sowie eine Abnahme des mit Sauerstoff gesättigten Wasserkörpers zu verzeichnen. In den letzten zwei Jahren kam es aus diesem Grunde schon zu mehreren Gewässersperrungen. Am Beispiel des Eichbaumsees sind die Folgen einer Unterlassung von Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität erkennbar: Zahlreiche Sperrungen über Jahre und keine Verzehr-Empfehlung für den dort gefangenen Fisch. Im Hinblick auf den starken Nutzungsdruck sind jedoch Maßnahmen notwendig, um eine zunehmende Nährstoffsteigerung des Hohendeicher Sees zu verhindern. Dies ist im Sinne aller Nutzenden, auch für uns Angelnde. So sollten unter anderem noch die landwirtschaftliche Nutzung inkl. Düngung der Flächen östlich des Hohendeicher Sees erfasst sowie der Grundwasserdurchfluss und die Wasserentnahmen aus dem See überprüft werden. Die bisher geplanten Maßnahmen sind vor allem solche, die auf eine Verbesserung der Ufervegetation abzielen. Die einzigen Maßnahmen, die eine Verringerung des Nährstoffeintrages in den See beabsichtigen, sind z.B. die Verbesserung der Toilettensituation, damit weniger Tagesgäste ihr Geschäft im Wasser oder in der Ufervegetation verrichten und das Verringern des Anfütterns mit Boilies durch die Karpfenangler. Abgesehen davon, dass das Anfüttern nur mit geringsten Mengen zu geschehen hat, ist der Anteil, den die Angelnden an dem Nährstoffeintrag in den See haben, im Vergleich zu dem der Tagesgäste und der Dauercampenden niedrig. In den Antworten der Anwohner klingt das aber anders, denn in der Befragung bekamen die Interviewer mehrere Antworten über kiloweise Einbringung von Futtermitteln in das Gewässer. Wir können nur hoffen, dass es sich in den Fällen um einzelne, unbelehrbare Angler oder um überzogene Aussagen handelt.
Die Besuchszahlen der Nutzergruppen sind in den vergangenen Jahren ständig gestiegen, während die Anzahl der Angelbesuche stetig zurückging. Das liegt sicherlich daran, dass bei den vielen Besucher - und Nutzergruppen das Angeln in etlichen Monaten der Saison nur unter schweren Bedingungen bzw. gar nicht ausgeübt werden kann. Die Aussage, dass Angelplätze fehlen, kann nicht der Grund sein. Die Zahlen von KLS decken sich mit unseren Fangstatistiken. Am Hohendeicher See sind über das Jahr nie mehr als 450 Angler. Im Jahr 2022 hatten wir lediglich 247 Besuche. Im Gegensatz dazu sind an den Wochenenden im Sommer bis zu 6800 andere Nutzer*innen von KLS gezählt worden. Die Hauptnutzer an diesen Sommertagen wollten Baden, Picknicken, Grillen, SUP und Schlauchboot fahren - Segelboote sind auch stark vertreten. Die Anzahl der SUP-Paddler lag bei 135, und die Zahl der Boote lag bei 49. Die Nutzung Tauchen und Angeln sind an diesen Wochenenden nicht beobachtet worden. Hinzu kommt die Nutzung des Sees durch die Camper. Geht man bei 1000 Campingparzellen von 2-3 Personen aus, kommt man auf eine ungefähre Zahl von ca. 600.000 Personen pro Saison. Aus diesen Zahlen ist für alle ersichtlich, dass der Nutzungsdruck und damit auch der Eintrag in das Gewässer sowie die Uferschädigung sehr hoch sind.
Und warum erzählen wir Euch das alles?
Hauptsächlich, um die Nutzung in der Sommersaison darzustellen und Euch klarzumachen, dass, wenn nichts gemacht wird, der Hohendeicher See so enden wird wie der Eichbaumsee. Der Anglerverband als Pächter der Fischereirechte hat darauf gedrungen, möglichst viele Angelplätze zu erhalten. Aber in der Konstellation dieser Gewässernutzung sind wir eine kleine, zahlenmäßig unbedeutende Nutzergruppe. Im Vergleich zu den oben genannten Zahlen der anderen Nutzer war es der Behörde wichtig, den Nutzungsdruck auf die Uferstrukturen und das Schilfvorkommen herabzusetzen. Darum die Absperrungen der wilden Eingänge zum Gewässer. Nochmal: Laut Fangstatistiken gibt es ca. 300 Besuche von Angelnden am Hohendeicher See pro Saison. Wenn überhaupt jemand im Sommer dort angeln will, dann sicher vom Boot aus. Und außerhalb der Badesaison werden die Angler, die diese Besuche ausmachen, sicher genügend Plätze finden. In diesem Jahr kommt zu den noch vorhandenen Angelstellen der Neuaufbau des alten Angelsteges an der Westufer-Spitze und der Aufbau des großen Handycap-Angelsteges (mittlerweile genehmigt) an einer unbelebteren Stelle der Badestelle West dazu. Dieser Steg ist vorrangig für Handycap-Angler gebaut, kann aber auch von anderen Anglern bei freiem Platz benutzt werden. Er hat vier Angelplätze. Außerdem sind mehrere Badestellen vergrößert und neue Wasserzugänge geschaffen worden. Wir haben nach neuesten Zählungen am 01.03.2023 insgesamt 39 Angelplätze außerhalb des Campingbereiches. Das wird bei den nachgewiesenen Besucherzahlen auf jeden Fall reichen. Um aber das eigentliche Potenzial des Hohendeicher Sees zu nutzen, ergreifen wir als Ausgleich folgende Maßnahmen, um weiterhin das Angeln am Hohendeicher See zu gewährleisten:
- Wiederaufbau des alten Angelsteges an der Westufer-Spitze
- Neubau eines barrierefreien Angelsteges an einer unbelebteren Stelle der Badestelle West
- Einrichtung eines Bootsverleihs an Mitglieder (Ort und Konditionen werden aktuell geprüft)
- Bemühungen um Freischneiden und Pflege zur Erhaltung der noch bestehenden Angelplätze
Wir sind der Meinung, dass wir mit diesen Maßnahmen einen guten Kompromiss erreichen können, um den See weiterhin als Angelgebiet zu erhalten und dessen Attraktivität für Angler*innen weiter auszubauen. Falls ihr Fragen zum Angeln am Hohendeicher See habt oder irgendetwas aus erster Hand erfahren möchtet, ruft uns bitte an.
Euer Team vom Anglerverband Hamburg e.V.